Eine kleine Geschichte vom Zahnarzt - sensible Kinder können hinter die Kulissen schauen!

Kürzlich war ich mit meinem Sohn beim Zahnarzt. Als er meinen Sohn begrüsste meinte er: „Kannst du dich eigentlich noch an deinen ersten Termin bei mir erinnern? Mein Sohn meinte „mmmhh, nicht mehr so ganz“. Und der Zahnarzt meinte daraufhin: „Ich schon, das werde ich ganz sicher nie mehr vergessen!“. „Ich auch nicht“ meinte ich nur und wir schauten uns schmunzelnd an.…

 

Es war vor sieben Jahren. Damals waren wir noch bei einem anderen Zahnarzt. Mein Sohn hatte zwei  ganz kleine Löcher – eins auf der linken und eins auf der rechten Seite. Die Löcher in den Milchzähnen sollten möglichst bald geflickt werden  - keine grosse Sache, so meinte man! Nur brachte ihn keiner dazu den Mund aufzumachen. Je mehr Termine wir hatten, desto ängstlicher wurde mein Sohn und desto genervter wurde ich. Zahnarzt und mehrere Praxisassistentinnen redeten jedes Mal gleichzeitig auf ihn ein. Mit allen Mittell und diversen Vertuschungs- und Lockversuchen wollte man ihn dazu zu bringen endlich hinzuhalten. Nichts nützte und mein Sohn wurde immer misstrauischer.

 

Nach einigen, erfolglosen Terminen wurden wir an unseren heutigen Zahnarzt verwiesen, da dieser mit Lachgas arbeite und sich besser auskenne mit „schwierigen“ Fällen. Mit Lachgas sei das in den meisten Fällen dann ja gar kein Problem mehr, meinte man – zudem bekäme mein Sohn vorab sogar noch Dormicum zur Beruhigung verabreicht - schön in ein Sirüpchen gemischt, damit er nicht merkten sollte was ihm da verabreicht wird…..„Mmmmh, sieh mal ich habe da ein Sirüpchen für dich“, meinte die Praxisasstinentin. Mein Sohn wollte natürlich sofort wissen was ganz genau drin ist. Sie meinte „nur Sirup“. Er hatte sie bereits durchschaut und wollte nichts mehr davon wissen. Sie gab mir den Sirup in die Hand und ich versuchte es dann noch auf die ehrliche Art. Während ich ihm das erklären wollte, redete die Praxisassistentin immer wieder auf ihn ein und erzählte ihm was alles passieren könnte wenn er jetzt nicht mitmachen würde. Mein Sohn zog plötzlich auf und schlug mir das Sirüpchen aus der Hand. Die weisse Praxiswand war jetzt rot vom Sirup und mein Gesicht rot vor Wut! Ich sagte, dass ich jetzt die Schnauze voll habe, packte meinen Sohn unsanft und schrie ihn in der Praxis und draussen lautstark und hysterisch an bis wir im Auto waren. Dort beruhigte ich mich etwas und ging dann nochmals hoch in die Praxis. Der Zahnarzt meinte: nun sehe er nur noch die Variante Vollnarkose.

 

Also bekamen wir einen Termin zur Vollnarkose. Eine Woche vor der Vollnarkose hatte mein Sohn plötzlich eine geschwollene Backe und wir mussten sofort zum Notfallzahnarzt. Mein Mann ging mit, da ich mittlerweile keine Nerven dafür mehr hatte. Es wurde nicht lange gefackelt: Mein Mann warf eine Münze:

Kopf = Vollnarkose / Zahl = Zahn sofort ziehen.

Die Münze zeigte Kopf, aber mein Sohn entschied sich dann im letzten Moment doch noch für die Variante Zahn sofort ziehen. Den zweiten Zahn zog er am nächsten Tag dann noch bei unserem heutigen Zahnarzt. Seitdem geht er furchtlos und ohne Probleme zum Zahnarzt. Noch heute fragt er dem Zahnarzt Löcher in den Bauch und der nimmt sich die Zeit, ihm klar und offen zu erklären was er macht. Nichts wird seitdem mehr abgedeckt oder vertuscht.

 

Jeder in der Praxis der damals beteiligt war und noch dort arbeitet, erinnert sich noch ganz genau an meinen Sohn.

 

Er uns allen aufgezeigt: sei einfach echt, sage klar und ehrlich was passiert, lege alles offen dar!

 

Sensible Kinder können hinter die Kulissen schauen. Man kann ihnen nichts vormachen. Sei einfach respektvoll, echt und ehrlich zu Ihnen, dann fühlen sie sich wahrgenommen!